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Marktumfrage

VON ANDREAS WOLLEIN

Ungetrübte Veranlagungsfreude am Immobilienmarkt - die Pandemie zeigt kaum Auswirkungen auf die meisten Immobiliensektoren. Das zeigen nunmehr auch die Ergebnisse der Mitgliederbefragung.                                                      

Der Lockdown 2.0 ab 17. November 2020 unterscheidet sich aus immobilienwirtschaftlicher Sicht deutlich vom Lockdown 1.0 ab 15. März 2020. Anders als im Frühjahr 2020 ist die Unsicherheit gewichen und setzt sich ungetrübte Veranlagungsfreude in den meisten Asset- Klassen fort.

Die Marktteilnehmer haben gelernt, dass die Pandemie am heimischen Immobilienmarkt keine Auswirkungen auf die meisten Immobilienarten hat. Der OVI hat in seiner dritten und letzten Befragung im Oktober 2020 wieder die Meinungen aller Mitglieder abgefragt.

Wie schon in den Befragungen zuvor manifestiert sich das erwartete Ergebnis. Wohnen, Logistik und Anlageimmobilien sind weiter hin Gewinner, Hotel- Handels und teilweise Gewerbeimmobilien verlieren ein wenig an Vertrauen.

Auch die Österreichische Nationalbank teilt mit: Die Coronavirus-Krise hat die Wohnungs- und Häuserpreise in Österreich noch stärker anziehen lassen. In Wien beschleunigte sich der Preisanstieg für Wohnimmobilien im zweiten Quartal 2020 auf 4.1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum nach 3.9 Prozent im ersten Quartal. Außerhalb Wiens ist es noch teurer geworden: um 6,8 Prozent nach einem Plus von 2,8 Prozent.

Fokus auf Einfamilienhäuser in Bundesländern

In den Bundesländern ohne Wien waren vor allem Einfamilienhäuser gefragt: Die Preissteigerung hat sich im zweiten Quartal auf 10,6 Prozent verdreifacht. Auch in Wien sind Einfamilienhäuser sehr kostspielig und im zweiten Quartal um 11,7 Prozent erhöht.

Die Zahl der Immobilienverkäufe legte heuer im ersten Halbjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 4.9 Prozent zu; das Transaktionsvolumen blieb mit 16,4 Mrd. Euro unverändert, auch wenn die Anzahl der Transaktionen bundesweit um rund 3.100 wuchs.

Alle diese Faktoren spiegeln sich auch in der Mitgliederbefragung des OVI wider, wo sich 140 Mitgliedsunternehmen beteiligt haben und Ihre Markterfahrung geteilt haben. Vielen Dank an alle Unternehmen, die mitgemacht haben und so für mehr Transparenz am heimischen Immobilienmarkt gesorgt haben.

Was tut sich im Wohnungsneubau?

Wenig anhaben konnte die Pandemie bislang auch dem Wohnungsbau: Wien wird 2020 auf rund 18.5oo fertiggestellte Wohneinheiten kommen, 2021 könnten es sogar noch etwas mehr sein. Für Wien sind das bislang die stärksten Jahre, meinen die beiden Geschäftsführer Alexander Bosak und Matthias Grosse von Exploreal, die sich mit ihrer Bauträgerdatenbank auf die Analyse von Immobiliendaten spezialisiert haben und flächendeckend Neubauprojekte in Wien, Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark ab fünf Wohneinheiten erfassen. Auf Basis der derzeitigen Datenlage zeichne sich nunmehr bereits ab, dass in Wien (wie überdies auch in der Steiermark) das Angebot von Bauträger-Wohneinheiten die prognostizierte Haushaltsentwicklung bereits übersteige.

Die gewerblichen Bauträger konnten ihren Marktanteil in den letzten Jahren stark ausbauen: In den letzten drei Jahren entfielen insgesamt bereits zwei Drittel der Wohnbauproduktion in Wien auf gewerbliche Bauträger. Verstärkt hat sich überdies auch die Trendwende hin zum Mietwohnungsbau, dessen Anteil in den letzten Jahren sukzessive zugenommen hat. Für 2021 zeichnet sich nun erstmals ab, dass gewerbliche Bauträger mehr Mietwohnungen als Eigentumswohnungen auf den Markt bringen werden, so Grosse.

Zu interessanten Ergebnissen gelangt auch Matthias Tischler von Exploreal, der im Rahmen seiner Diplomarbeit an der TU Wien die Finanzmarktnähe von Bauträgern, die in den letzten Jahren Wohnbauprojekte in Wien fertiggestellt haben, untersucht hat. Knapp 40 % der gewerblichen Bauträger weisen direkte oder indirekte Verbindungen zum Finanzmarkt auf. Diese sind übrigens für mehr als 2/3 der gewerblichen Wohnungsproduktion verantwortlich.

ÖVI News 4/2020