KURIER
Auch in guten Lagen gehören die starken Preisanstiege bei Eigentum der Vergangenheit an.
ORF
Stabile Preise in mäßigen Lagen, eine Teuerung von rund fünf Prozent in guten Lagen: Der österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) erwartet heuer für Wien keine großen Preissprünge nach oben.
Wir erwarten in den nächsten Jahren eine nach wie vor stabile, aber verhaltene Nachfrage, sagte Andreas Wollein, Vorstand beim österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (öVI). Die Käufer hätten nicht mehr die Panik, das Geld auf Druck ausgeben zu müssen, seien wieder kritischer geworden und träfen ihre Kaufentscheidungen vorsichtiger und überlegter als in den vergangenen Jahren. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus seien Wohnimmobilien nach wie vor eine attraktive Anlageform.
Ein Quadratmeter Eigentumswohnung um 4.500 Euro
Die Preise hätten sich auf hohem Niveau beruhigt bzw. stabilisiert. In Wien kosten neue Eigentumswohnungen im Schnitt 4.500 Euro pro Quadratmeter und gebrauchte rund 3.500 Euro. Wien liege damit auf dem Niveau von Hamburg, Rom oder Mailand und im europäischen Mittelfeld. Für eine Standardwohnung mit knapp 70 Quadratmetern braucht man in österreich knapp sechs Bruttojahresgehälter, in Wien freilich mehr. In Frankreich sind acht Bruttojahresgehälter erforderlich, in Großbritannien zehn und in Israel mehr als zwölf.Die Mieten haben in den vergangenen Jahren bei weitem nicht so stark zugelegt wie die Kaufpreise. Die Schere zwischen Miete und Eigentum ist in den vergangenen Jahren stark aufgegangen, so Wollein. Seit 2013 seien die Mieten bei Neuabschlüssen im Schnitt um rund vier bis fünf Prozent gestiegen. Für private, nicht preisregulierte Wohnungen ist ein Hauptmietzins (ohne Betriebskosten) von durchschnittlich rund neu Euro zu bezahlen, für Richtwertwohnungen sind es 7,7 Euro.
Günstige Bezirke zehn, elf und 15
Eigentumswohnungen, die mehr als 300.000 Euro kosten, sind nur schwierig zu verkaufen. Sie bleiben länger am Markt, umriss Wollein die Grenzen der durchschnittlichen Leistbarkeit von Wohnraum. Für kleinere Objekte würden 250.000 bis 300.000 Euro, also unter 3.500 Euro pro Quadratmeter, bezahlt.Preislich liegt die Wiener Innenstadt mit bis zu 15.000 Euro pro Quadratmeter in sehr exklusiven Objekten nach wie vor an der Spitze. Ebenfalls teuer sind der 4., 7., 8., 9. und 19. Bezirk, wo für neue Eigentumswohnungen durchschnittlich 5.500 Euro pro Quadratmeter und für gebrauchte über 4.000 Euro zu zahlen sind. Am günstigsten sind der 10., 11. und 15. Bezirk. Aber: In Wien gibt es grundsätzlich keine schlechten Lagen mehr, so der öVI. In den günstigsten Bezirken werde vermehrt investiert, weil die Preise dort im Vergleich zu den anderen noch niedrig seien.
Fixzinsdarlehen bis zu drei Prozent
Die massivsten Preisanstiege hatte es laut öVI zwischen 2010 und 2013 gegeben. Diese Entwicklung hat sich jetzt wieder normalisiert, betonte Wollein. In den zehn Jahren zwischen 1993 und 2003 hingegen habe sich am Wiener Wohnungsmarkt überhaupt nichts getan. Danach zogen die Eigentumspreise allmählich an - anfangs im Schnitt um fünf Prozent jährlich. Diese Dimension könnte auch für die nächsten Jahre maßgeblich sein, falls das Zinsniveau niedrig bleibe, so der öVI.Die Banken bieten derzeit für die Finanzierung von Immobilien je nach Bonität Fixzinsdarlehen mit einer Verzinsung zwischen zwei und drei Prozent. Kreditnehmer zahlten momentan nur den Euribor von minus 0,14 Prozent plus 0,5 bis zwei Prozent Aufschlag.
IMMOBILIENMAGAZIN
Regulierungsflut ließe sich ebenfalls einfach eindämmen
Der österreichische Verband der Immobilienwirtschaft schlug bei seiner Jahresbeginn-Pressekonferenz einerseits versöhnlichere Töne an als zuletzt. Alles in allem begrüßt der öVI die in den diversen Regierungsübereinkommen und ersten legislativen Projekten erkennbaren Bemühungen um ein Wohnbauprogramm, das Wohnraumschaffung und Konjunkturimpulse unterstützen will. Jedoch, die angestrebten Ziele seien nur im Dialog mit den relevanten Playern zu erreichen, insbesondere jenen, die unternehmerisch auf eigenes Risiko tätig werden, betont öVI-Bauträgersprecher Klaus Wolfinger.Im Bereich Planung und Bauen sehen die öVI-Experten viel Spielraum, um die Regulierung einzudämmen. Einige Schrauben, an denen sich drehen ließe: Zimmergrößen unter 10 m² beispielsweise (derzeit faktisches Kriterium im Wiener geförderten Wohnbau), die geänderten Lebensformen Rechnung tragen würden; Entschärfung einzelner Landesvorschriften für Wohnungsmindestgrößen - ein überholtes Kriterium angesichts der wachsenden Bedeutung temporärer Wohnformen; pragmatische Drosselung im Bereich Bauphysik, insbesondere im Schallschutz. Nach wie vor drängt der öVI darauf, die soziale Treffsicherheit zu erhöhen. österreich habe einen hohen Bestand an gefördert errichteten Wohnungen, im Gegensatz zu anderen Nationen habe man in den letzten Jahrzehnten aber kaum darauf Wert gelegt, mittel- und langfristig auf eine gute Ausgewogenheit zwischen Haushaltseinkommen und den Mietkonditionen einerseits bzw. zwischen Haushaltsgröße und Fläche einer geförderten Wohnung andererseits einzuwirken, lautet die öVI-Schelte. Die überprüfbarkeit sei gegeben, denn die in Wien erprobte Superförderung beweise die Praxistauglichkeit. Es bedeutet Mehraufwand für Hausverwaltungen und Magistrat, aber überschaubaren, so Wolfinger. Die resultierenden Rückflüsse könnten zweckgebunden für neue Wohnbaumaßnahmen eingesetzt werden. Die konkreten Zahlen, die der öVI erhoben hat: In Wien gibt es 877.000 Hauptwohnsitzwohnungen, davon 76 Prozent Hauptmietwohnungen, diese teilen sich auf 58 Prozent sozialen Wohnbau und 42 Prozent privaten auf. Von den Privaten entfallen 78 Prozent auf den Vollanwendungsbereich des Mietrechtsgesetzes (mit – immer noch – 28 Prozent Altverträgen, 60 Prozent Richtwertverträgen und elf Prozent sonstigen Verträgen). Positiv erwähnt wurde die Initiative der Bundesregierung, eine Wohnbauinvestitionsbank zu schaffen, zumal ein Globaldarlehen von der Europäischen Investitionsbank gerade in der aktuellen Lage ein wertvolles Instrument darstelle. Dass bei Einsatz von erhöhtem Eigenkapital weniger Wohnbauförderung gewährt wird, als bei Einsatz von Bankkrediten muss aber als überkommene Regelung betrachtet werden, kritisiert Wolfinger., Missfallen erregen nach wie vor die jüngsten änderungen im Zuge der Steuerreform. Die fehlende Berücksichtigung eines Inflationsausgleiches bei der Immobilienerstragssteuer (Anm.: der Sondersteuersatz für Immobilienveräußerungen liegt für natürliche Personen seit 1. Jänner 2016 bei 30 Prozent, nach zuvor 25 Prozent) führt dazu, dass man Steuer für einen Scheingewinn zahlt. Hier ist eine Reform der Reform nötig, diese wird aber wohl erst nach den Wahlen spruchreif, wettert öVI-Vorstand Anton Holzapfel.
Link: http://www.immobilien-magazin.at/artikel/oevi_mahnt_hoehere_treffsicherheit_ein/2016.4842/,