Nachgefragt werden Kleinwohnungen mit Mieten bis zu 700 Euro, hier ist die Nachfrage größer als das Angebot
Wien - Nach dem massiven Preisanstieg bei Eigentumswohnungen in den vergangenen Jahren sei heuer erstmals "eine Stagnation auf hohem Niveau erreicht", sagte Andreas Wollein vom österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (öVI) am Mittwoch. Der öVI vertritt Immobilienberufe wie Makler, Hausverwalter, Bauträger und Sachverständige. Fallende Preise seien aber nicht zu erwarten, weil die Nachfrage in den Ballungszentren hoch ist, die Zinsen niedrig und es kaum alternative Veranlagungen gebe.
Längere Suche
österreichweit seien die Transaktionen von Jänner bis Oktober 2013 zurückgegangen. In Wien etwa um zehn Prozent. Allerdings ist das Transaktionsvolumen in Wien mit 4,4 Milliarden gleich geblieben. Die Suchzeiten für eine Immobilie hätten sich heuer im Vergleich zum Vorjahr verlängert, die Leute informieren sich im Internet vorab und lassen sich für die Kaufentscheidung mehr Zeit.Das Volumen am Zinshausmarkt in Wien sei deutlich eingebrochen, weil das Angebot gering ist und die Portfolios der institutionellen Investoren weitestgehend bereinigt wurden. Preiswerte Eigentumswohnungen seien in Wien schwer zu finden. Es gibt auch keine schlechten Bezirke mehr, so Georg Flödl vom Wiener öVI. Dieser sei auch nicht mehr ausschlaggebend bei der Wohnungssuche; es gehe um das jeweilige Viertel oder Grätzl mit Park oder Markt.
Kleinwohnungen gefragt
Weit größer als das Angebot ist die Nachfrage nach Kleinwohnungen mit Mieten bis 700 Euro. Im Gegensatz zum höherpreisigen Mietwohnungssegment, bei Mietwohnungen ab 1500 Euro - hier sei zwar ein großes Angebot vorhanden, allerdings sei dieses Segment zunehmend schwieriger zu vermieten. Hier zeichne sich eine Bewegung nach unten ab - "Wohnungssuchende in dieser Preisklasse sind extrem anspruchsvoll, hier müssen sich Vermieter ranhalten, um in dieser Preisklasse mit den Ausstattungsansprüchen mithalten zu können", erläuterte öVI-Expertin Elisabeth Rohr.Auch wenn es die Menschen anderes wahrnehmen, die Nettomieten seien nicht teurer geworden, so Rohr. Preissteigerungen gab es bei den Gebühren, bei Gas, Wasser, Strom. Anders als noch vor fünf Jahren seien auch die Ansprüche der Mieter höher geworden. In Wien gebe es fast nur noch Kategorie-A-Wohnungen mit Zusatzausstattungen wie Küche und Einbaukästen. Diese Wohnungen seien freilich teurer. Daher wäre es sinnvoller, auch kleinere Wohnungen mit weniger Ausstattung auf den Markt zu bringen, sagt öVI-Chef Anton Holzapfel zum STANDARD.
Topsanierte Wohnungen
Von gestiegenen Qualitätsansprüchen der Mieter berichtet auch Patrica Reisinger vom öVI in Graz. Das klassische Zinshaus müsse topsaniert sein, "sonst zieht dort niemand ein", sagt Reisinger. Ohne Geschirrspüler und Terrasse könne man kaum noch vermieten. Anders als in Wien wird in den Bundesländer-Hauptstädten aber noch auf eine Garage wert gelegt. Im Preisvergleich holten die Bundesländer gegenüber Wien deutlich auf. Mittlerweile seinen die Preise österreichweit "fast verschwörerisch gleich", so Riesinger.Neu am Markt sind Interessenten um die 60 Jahre: Wenn die Kinder ausgezogen sind, wird das Einfamilienhaus am Stadtrand zu groß und verkauft. Fazit: Die Eltern wollen in die Stadt und legen für ein Penthouse 600.000 bis 800.000 Euro auf den Tisch. Die Wohnung ist viel weniger Arbeitsintensiv als ein Einfamilienhaus. "Und wenn das Garagentor klemmt, wird der Hausverwalter angerufen", so die Erfahrung Reisingers in Graz.Vor vier Jahren hat Reisinger ein Penthouse in guter Grazer Lage mit rund 90 m² um 300.000 Euro verkauft. Heute ging ein vergleichbar großes drei Straßen weiter um 400.000 Euro weg. Aber auch für Graz gelte: Die Verkaufspreise stagnieren auf hohem Niveau. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 12.12.2013)