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Immobilienpreise bremsen sich vorerst ein

Jahrelang haben die Preise für Immobilien nur eine Richtung gekannt – steil nach oben. Nun, heißt es, habe der Boom vorerst ein Ende gefunden. Die Nachfrage sei in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen, die Preiskurve abgeflacht. Aber: Sinken dürften die Preise wohl kaum.

10.01.2023 13.36

„Nach einem Jahrzehnt ständig steigender Preise scheint ein Plafond erreicht zu sein“, hielt Andreas Wollein, Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI), am Dienstag vor Journalisten und Journalistinnen fest. Die Preise beruhigen sich. Gemeint sind damit allerdings nur geringere Steigerungsraten. „Es wird nicht billiger werden.“ Für heuer erwartet der Experte einen moderaten Preisanstieg von etwa fünf Prozent – oder eine Stagnation.

Strengere Kreditrichtlinien für Wohnungseigentum

Die Nachfrage ging in den vergangenen Monaten allerdings spürbar zurück, vor allem bei Objekten, die mehr als 500.000 Euro kosten. Die Anfragen hätten sich „eher in Richtung Miete verlegt“. Das liegt laut Wollein vor allem an den Banken.

Seit 1. August 2022 gelten strengere Vergabekriterien für Immobilienkredite. Die entsprechende KIM- bzw. KreditinstituteImmobilienfinanzierungsmaßnahmenverordnung „war natürlich bremsend“. Dazu kommen steigende Zinsen und Energiepreise, die hohe Inflation und die Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine. „Es kommt zu weniger Anfragen und längeren Marketingzeiten“, umriss der Immobilienexperte die Marktsituation.

Nach dem Ende des Nullzinsen-Immobilienbooms

Wohnraum sei aber jedenfalls nach wie vor eine solide Anlageform. „Wir rechnen mittel- bis langfristig mit einer Stabilisierung der Angebotsnachfrage“, sagte Wollein. „Als Verband haben wir immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die Nullzinsen und die Ermangelung anderer Anlageformen diesen Immobilienboom getrieben haben – alle Makler wussten, dass es so nicht weitergehen kann“, räumte der ÖVI-Vorstand ein.

In einzelnen Marktsegmenten – etwa stark verkehrsreiche Lagen – sei die Nachfrage in den vergangenen Monaten rückläufig gewesen. Dort werde es „auch in Zukunft schwieriger werden, Käufer zu finden“. In diesen mäßigen Lagen, „wo ein Wohnungsneubau vor zehn Jahren noch abstrus erschien“, werde es zu einem Umdenken bei den Bauträgern kommen müssen.

Kein Verkaufsdruck

Der Verband glaubt jedenfalls an die „Wertstabilität“ von Immobilien, „weil es nicht viele Marktteilnehmer gibt, die ihre Immobilien verkaufen müssen“, so Wollein. „Ich sehe keinen Verkaufsdruck.“ Die Immobilien seien im privaten und gewerblichen Sektor gut aufgehoben, „und die Preise dürften gehalten werden“. Bauträger könnten im Moment im Neubau gar keinen günstigeren Quadratmeterpreis als 6.800 Euro anbieten, sagte der ÖVI-Vorstand mit Blick auf die Bau- und Grundstückskosten.

Die Immobilienpreise in Wien seien seit 1993 „in Summe nicht gefallen“. Nicht einmal nach dem kurzzeitig immensen Preisauftrieb 1995, als von der Expo Budapest-Wien beim Prater die Rede war und die Preise im zweiten Bezirk in die Höhe schnellten, seien die Preise nachhaltig gesunken. Zwischen 2003 und 2008 sei es neuerlich zu einem Anstieg gekommen, 2008 (zu Beginn der globalen Finanzkrise) habe es einen richtigen Schub gegeben. „2013 kam das große Wachstum, das wir nun zehn Jahre lang gesehen haben“, fasste der ÖVIVorstand zusammen.

Dauerthema Maklerkosten und Wertsicherung

Skeptisch sieht der Verband „die Causa prima, das Maklerthema Bestellerprinzip“, das in Österreich ab 1. Juli 2023 gelten wird. Ab dann zahlt der Bestandsanbieter, die Bestandsanbieterin die gesamte Maklerprovision. „Die Doppelmaklertätigkeit, die über 100 Jahre lang gelebte Praxis war, wird mit heuer zu Grabe getragen und somit abgeschafft“, bedauerte ÖVI-Präsident Georg Flödl. Der Makler habe „beide Seiten äquidistant betreut“.

An der Wertsicherungsklausel in Mietverträgen solle die Regierung nicht rütteln, denn den Eigentümerinnen und Eigentümern stehen angesichts der Dekarbonisierung hohe Investitionen ins Haus, strich ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel hervor. Ohne Inflationsanpassung der Mieten wären diese Investitionen nicht finanzierbar. „Wir unterstützen den Ausstieg aus fossilen Energieträgern voll und ganz“, betonte ÖVI-Bauträgersprecher Klaus Wolfinger. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), das bisher noch nicht zur Beschlussfassung gekommen sei, werde „dringend gebraucht, denn es braucht klare Rahmenbedingungen“. Die wohnrechtlichen Bestimmungen sollten „möglichst rasch ausformuliert“ werden.

red, oesterreich.ORF.at/Agenturen

Links:

ÖVI (https://www.ovi.at/)

KIM-Verordnung (https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2022_II_230/BGBLA_2022_II_230.pdfsig) (Ris.bka.gv.at